Beton schafft Tatsachen!

"Cria fatos concretos!" (port. "Beton schafft Tatsachen!") brummte der in Lissabon geborene Betonmischerfahrer Alfonso und lies mit einem "Flupp" den grauen Brei in den Betonkübel laufen.

Der Schwung war so groß, dass ein dicker Betonpatzen schwungvoll dem Architekturstudenten Emil auf den linken Schuh klatschte. Er stand interessiert neben dem roten Betonmischer von "Main Beton" und wusste noch nicht was Praktikanten nie tun dürfen - im Wege herumstehen! Er tat es und hatte jetzt schmutzige Schuhe. Drei Geschosse über Emil und dem roten Betonmischer, amüsierten sich 5 türkische Bauarbeiter und hatten was zu lachen. Sie riefen Emil türkische Begriffe zu, die er aus seiner schwäbischen Heimatstadt Vaihingen nicht kannte.

 

Während dies in einem Winkel der Baustelle geschah, strebte eine Abordnung von „PI – Premium-Ingenieure“ aus dem Büro und ihrem wöchentlichem Höhepunkt entgegen – dem Besuch der EZB-Baustelle:

 

Die Baustelle der EZB ist hermetisch abgesichert. Kameraaugen entdecken ungebetene Gäste, spitzer NATO-Draht umwickelt die Baustelle, da erkennt jeder Terrorist sofort: "Keine Chance!"
Im Bürocontainer des Sicherheitsdienstes erlebt man wie der griechische Sicherheitsmann zum deutschen ausweislosen Baustellen-Besucher sagt: "Europäische Zentralbank? Du kommst hier nicht rein!" Ist man drin, geht es durch Pfützen und über im Matsch liegende "Mäusel" (aufgewickelter Rödeldraht der Drahtflechter) zum "ALIMAK"-Startplatz. Während man noch fasziniert das Gewusel der Großbaustelle betrachtet, erfüllt ein Dröhnen und Vibrieren die Luft. Ein "ALIMAK" schwebt zu Boden. (Der "ALIMAK", ein Wunderwerk dänischer Ingenieurskunst, ist eine orangerote Box mit Sehschlitzen welche sich mit Hilfe einer Zahnstange an einem Gittermast in schwindelerregende Höhe schraubt. Dabei zittert und rumort er beträchtlich - man hört ihn eher als dass man ihn sieht.) Das Bordpersonal vom "ALIMAK" öffnet die Luke und die Fahrgäste steigen ein. Das Bordpersonal kommt immer von weit her z.B. aus Afrika, es muntert höhenängstige Fahrgäste auf: "In China ist ein "ALIMAK" vor zwei Wochen abgestürzt, jaja, mit 19 Menschen und 39 Geschosse tief! Hier nix China! Deutschland guud!" Also es kann nichts passieren! Ist man endlich so bei 160 Metern Höhe angekommen, kann man den Frankfurter Stadtadlern beim Fliegen in die Augen schauen. Auch hier herrscht emsige internationale Betriebsamkeit. Die polnischen Stahlbauer Marek und Stanislav stehen mitten im Funkensturm und flexen einen Stahlträger auf die exakte Länge - mit zugekniffenen Augen. Elektriker aus dem Erzgebirge spinnen ihre Kabelstränge durch die Versorgungsschächte und pfeifen dabei ein flottes Liedchen. Die Betonbauer aus Rumänien malträtieren mit dem Vorschlaghammer eine Schaltafel und fluchen unsäglich. Und ich finde vier Plasteröhrchen, erkenne ihren Wert als Bastelmaterial und nehme sie mit. Natürlich mit Erlaubnis der verdutzten Bauarbeiter. Nachdem der "ALIMAK" uns wieder zur Erde zurückgebracht hat, stiefelt man in die Containerburg, pellt sich aus Helm, Schutzweste und Arbeitsschuhe, gibt seinen Ausweis beim Griechen zurück und verlässt die Baustelle mit vielen Eindrücken und der Gewissheit man kann wieder was erzählen.

 

Und manch einer wird am Abend seine Schuhe vom Beton befreien müssen…

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