Ist das alles wirklich war, mag sich mancher Leser denken. Vielleicht meint er auch eine Person in meinen Geschichten persönlich zu kennen, oder der Leser glaubt, wie vermessen, gar sich selbst darin zu entdecken. Denen allen sei gesagt: „Alles ausgedacht! Alles meiner Fantasie entsprungen!“
Diesmal soll die Geschichte nicht von Baustellendeppen, von Blutstropfen auf dem Bürgersteig, kurzen Röcken und langen Beinen oder schwarzen Männern mit den Buchstaben P,O,L,I,Z,E und I auf dem Rücken handeln, sondern davon, was für eine völkerverbindende und kulinarische Angelegenheit der Bau einer Bank sein kann.
Für gewöhnlich herrscht in westdeutschen Büros die Atmosphäre von Distanz und kühler menschlicher Nähe. Mit
dem Eintreffen von Ostdeutschen ändert sich dies jedoch völlig. Auch wir die Verstärkung, aus Dresden, für das Team der „PI – Premium-Ingenieure“ im Büro Frankfurt sind uns dieser Aufgabe bewusst und bringen soziale
Wärme ins Büro, mit Hilfe unserer ausländischen Freunde: Jeder kommt dieser Aufgabe seinen Fähigkeiten entsprechend nach, Herr Chef spielt Helmut Kohl und streut Versprechen unter das
Mitarbeitervolk, der dunkel gewandete deutsche Antichrist streitet mit dem lebensfroh lächelnden Marokkaner über die Begrifflichkeit "Arbeitsethos", wir Sachsen integrieren den
redseligen fränkischen CAD-Zeichner und die ukrainische TGA-Ingenieurin beichtet, dass sie nicht versteht wie es die Deutschen hinbekommen, Bauwerke in hoher Qualität fertig zu stellen. An der
Planung kann es nicht liegen, meint sie, die sei chaotisch - genauso wie in der Ukraine. Des Weiteren haben wir noch einen TGA-Ingenieur aus Laos in unserer Runde, er trägt einen Familiennamen
ähnlich wie "Lüftungsschlitz". Wie er zu diesem Namen kam liegt im Dunkeln des laotischen Dschungels.
Dieser Herr „Lüftungsschlitz“ feierte diese Woche seinen Geburtstag und gab einen aus. Dazu brachte er ein kuchenähnliches Gebilde mit ins Büro. Bei einigen PI-Mitarbeitern wurden sofort lebhafte Erinnerungen an vergangene laotische Geburtstagsrunden wach. Ist doch ein Geburtstag immer ein Anlass für das
Spiel "Rate mal auf was du beißt!", besonders wenn Ausländer mitspielen, eine Freude für jeden Laoten. Kaum hatte Herr "Lüftungsschlitz" sein kulinarisches Machwerk ausgepackt,
kamen schon die ersten Mutmaßungen über die Inhaltsstoffe: "Hund" und "Katze" gefolgt von "Heuschrecke" und "Skorpion". Unser laotischer TGA-Ingenieur lächelte
asiatisch-bescheiden über seinen kleinen Triumph: "Alles falsch!" Die Back-Schöpfung bestehe aus "Obst und Pflanzen", meinte Herr "Lüftungsschlitz", war vor allem viel Gelatine
und erinnerte irgendwie an Wackelpudding. Aber es schmeckte ganz gut. Weitere Angaben wie etwa der Name des Laos-Wackelpudding-Kuchens oder nach der Herstellung blieb uns der gealterte Herr
"Lüftungsschlitz" schuldig. Mit der Begründung das habe alles seine Frau gemacht und seit er verheiratet sei, kann er nicht mehr kochen. Manche PI-Mitarbeiter zögerten jedoch stark mit
dem Probieren. Sie erinnerten sich noch an laotische Hühnereier, versteckt in einem Blätterteig. Durch den Wechsel der Klimazonen von "subtropisch" auf "gemäßigt", den damit
zurückgelegtem Weg und die dadurch verstrichene Zeit, mussten, den Schilderungen nach, die Eier einen unbeschreiblichen Geschmack entwickelt haben.
Auch ohne Geburtstagsrunden herrscht im Büro ein kulinarisches Spannungsfeld, die ukrainische TGA-Ingenieurin, ihr Familienname klingt ähnlich wie "UWAGA!", vermisst
in Deutschland sehr den rohen Fisch. Ihre Verwandten in Odessa hätten deswegen schon Besorgnis geäußert, dass sie sich vermutlich nicht richtig ernähren könne in Deutschland. Denn hier sei der
Fisch versalzen und "veressigt" und damit ungenießbar, ja die ganzen Vitamine verliert der Fisch dadurch.
Ich selbst habe auch schon meine Entdeckungen gemacht, besonders in den Angeboten ausländische Lebensmittelhändler. So kaufte ich in einem Laden mit dem
vielversprechenden Namen "Belorus Forest - Schätze des Waldes" ein halbes Kilo Hirschkuhsülze und in einem türkischen Laden ein Glas mit einer echten Bienenwabe und einem Akazienhonigverschnitt
von Bienen aus EU-Ländern und Nicht-EU-Ländern darin. Biene nennt sich auf Türkisch übrigens "salabien".
Kommentar schreiben